Schlagwort: Literatur
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Ror Wolf, Die Vorzüge der Dunkelheit
Wolf bleibt für mich ein ganz Großer, ein weit unterschätzter. Sein Schreibstil aus Collagiertem, aus Sinnhaftem und (scheinbar) Sinnlosen, seine WIederholungen und Aneinanderreihungen macht ihn so einzigartig, dass ich jedes Mal aufs Neus staunend vor ihm stehe. Nebenbei – in diesem Horrorroman finden sich zahlreiche faszinierende bildliche Collagen, die auch Lust darauf machen, solch ein […]
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James Fenimore Cooper, Der letzte Mohikaner
Als Kind hatte ich den einen oder anderen Klassiker gelesen, in der Regel dürften es „Jugendversionen“ gewesen sein, jedenfalls war mein Robinson Crusoe damals deutlich kürzer als die Fassung, die ich Jahre später gelesen habe. Cooper hat mich als Kind seltsamerweise nie recht gefesselt. Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Schilderungen einfach zu […]
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Karl Wezel, Hermann und Ulrike
Irgendwie unglückliche Gestalten gibt es in der Literaturgeschichte ohne Frage mehr als genug. Von der einen Gestalt hat kaum jemand etwas gehört, von anderen hat zumindest irgendetwas überlebt. Wezel gehört eher zur zweiten Gattung. Zum Teil weil er zu seiner Zeit schon bekannt war, es sich aber mit seinen Zeitgenossen verscherzte – oder die es sich […]
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Karl-Ove Knausgård, Kämpfen
Es ist nur wenige Rezensionen her, da erwähnte ich etwas über die Korrelation zwischen Buchqualität und meinen Markierungen im Text. Damals merkte ich an, wenige Markierungen seien ein untrügliches Zeichen für eher maue Qualität und vice versa. Ganz so klar ist es leider doch nicht immer. Bei Kämpfen von Knausgård hatte ich nämlich einige Darts gesetzt. […]
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Virginie Despentes, Vernon Subutex (3)
Was hatte ich auf das Erscheinen des dritten Bandes gewartet! Schon der erste Band hatte mich ziemlich angefixt, Band zwei kam mir dann zwar bereits schwächer vor, hielt aber eine gewisse Spannung fürs Erscheinen des Abschlusses. Das galt umso mehr, als breit angekündigt war, Despentes würde in diesem Band auch die Anschläge in Paris zum […]
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Jonas Lüscher, Kraft
Kraft war für mich in mehrerlei Hinsicht ein überraschendes Werk. Eigentlich hatte ich es wegen seiner erwarteten Kürze vorgezogen. Die ersten Seiten waren da fast unangenehm: zurzeit ungewohnt sperrige Sätze, eng verbaut, streng verschachtelt – daran erkannte ich vieles, wie ich selbst früher formulierte. Nach ein paar Seiten hatte ich mich eingelesen, wunderte mich nur […]
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Michail Ossorgin, Eine Straße in Moskau
Ein hübscher Band aus der Anderen Bibliothek, ein Schmuck im Regal und ein Schmuck an geschilderter Beobachtung. Ossorgin erzählt ausgehend von Bewohnern einer Moskauer Straße, wie es ihnen und einigen Verwandten und Freunden in einer Zeit ergeht, die Moskau und Russland vollständig umkrempeln sollte. Begonnen am Vorabend des ersten Weltkriegs trudeln die Figuren durch Krieg […]
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Georges Perec, Die Dinge
Perec, der Artist der Aufzählung, der Satzspieler, der Worte wie feinste Pinselstreiche punktgenau auch auf größten Leinwänden verteilt, dieser George also hat mit diesem Debüt seinen Durchbruch gefeiert. In den Dingen erzählt er vom jungen Paar Jerome und Sylvie, einem französischen Pärchen, das in den 60ern in Paris und der Provinz und Tunesien lebt. Im […]
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Truman Capote, In Cold Blood
Es war ein hochinteressanter Vergleich, nach » Hemingway einen Truman Capote in die Hand zu nehmen, den ich im Hinterkopf schon länger angepeilt hat (was für ein schiefes Bild, ich werde seekrank). Die Wahl fiel nicht auf den Frühstücksklassiker, sondern auf – tja, wie soll man es nennen? Die Reportage in Buchform? Den längeren Essay? […]
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Ernest Hemingway, Der alte Mann und das Meer
Es gibt ja so eine populäre Dichotomie in der Literatur, nach der es den Genius-Schriftsteller und den arbeitenden Autor gibt. Ersterem fließt jedes Wort direkt druckreif aus der Feder. Letzterer feilt an Worten, Sätzen und Absätzen, bis auch jedes überflüssige Gran entfernt ist (oft fallen die Resultate hier quantitativ etwas schmaler aus). Obwohl ich selbst […]