Im Voodoo-Museum (3)

Danach kommen wir in einen Raum voller Orakel, Schädel und Ahnenkult. Farbenfrohe Kostüme von Geheimbünden und dem Jujumann bestimmen den Raum. Die Kinder schwanken zwischen Begeisterung und Schauer. „Sind die Schädel echt?“ wollen sie wissen. Der Ethnologe nickt. Viele Ausstellungsstücke sind von der Missionierung bedroht, berichtet er. Vor allem amerikanische Kirchen kappen die Wurzeln zur alten Kultur. Die neugewonnenen Christen, insbesondere die jüngere Generation, wollen dann die Kultgeräte des „Aberglaubens“ zerstören. Die Alten bemühen sich nur noch um Schadensbegrenzung. Sie sind froh, wenn die Stücke erhalten bleiben, und sei es im Ausland.

Unter diesen Objekten ist eine Kiste zur Abschreckung der Amazonen, denen Werner Herzog im Film „Cobra Verde“ ein Denkmal gesetzt hat.

Der westafrikanische König Glélé besaß eine große Amazonenarmee. Die Mitglieder dieser Armee rekrutierte der König bereits im Mädchenalter. Sie wurden zur äußersten Brutalität erzogen und waren verpflichtet, von jedem Raubzug mindestens zwei Köpfe mitzubringen, weil König Glélé den Weg zu seinem Palast mit Menschenschädeln pflastern lassen wollte. In der Kiste im Museum ist, auf einer geschnitzten Männerfigur, der Schädel einer Amazonenanführerin, die wegen ihrer erbarmungslosen Schrecklichkeit beim Feind verrufen war. Sie war in eine Falle geraten und diente seitdem einerseits als Alarmanlage vor neuen Amazonenüberfällen. Andererseits war sie eine Warnung für die anderen Amazonen, die ganz genau wussten, wer da in der Kiste lag. Wurde die Kiste an der Dorfgrenze aufgestellt und sahen die heranrückenden Amazonen den Schädel ihrer früheren Anführerin auf einer Männerfigur, so flohen sie gleich und ließen das Dorf in Ruhe.

Fortsetzung folgt.

Thron des Königs Glélé, Foto von 1920. Die Schädel sind echt.


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