Im Voodoo-Museum (1)

Wie überall finden sich die wahren Perlen der Kulturhauptstadt nicht im offiziellen Programm. Sie liegen in den Nischen. Da, wo sie schon vor dem Kulturhauptstadtjahr waren und wo sie auch danach noch sein werden.

Eine solche Perle ist ohne Zweifel das Museum Soul of Africa. Das nahe dem unverhältnismäßig bekannteren Folkwang-Museum gelegene Museum widmet sich dem Thema Voodoo.

Das Museum selbst befindet sich in einem normalen Wohnhaus. Einlass erlangt man erst durch das Klingeln an der Haustür. Auf dem Klingelschild wird man darauf hingewiesen, möglicherweise ein bisschen warten zu müssen, bevor geöffnet wird.

Als ich klingelte, dauerte es nicht allzu lange, bis der Summer ertönte. Ich ging in den Hausflur, stieg die kurze Treppe hinauf und wurde von einem mittelgroßen, etwas fülligen Mann mit wuscheligen Haaren und Bart erwartet.

Als sich eine kleine Gruppe Besucher gesammelt hat, beginnt er gleich mit einer Führung. Neben mir stehen zwei Jungs, ihre Eltern ahnen offenbar noch nicht, was uns erwartet.

Staunend guckt der Junge auf die Figur, die der Ethnologe ihm zeigt. Es ist ein unförmiges Schnitzwerk, ein Bocio [„Botschio“ gesprochen]. Es sei so etwas Ähnliches wie eine Voodoopuppe. Aber, so erklärt Christoph, die hat nichts mit den puppenähnlichen Nadelkissen zu tun, wie man sie aus Hollywood kennt. Der Bocio ist mit Kettchen und Schlössern geschmückt. An der Seite baumelt eine Trillerpfeife. Im Mund der Figur steckt eine Zigarette. Der Ethnologe verrät: „Dieser Bocio ist bei der WM 2006 in Dortmund zum Einsatz gekommen. Ein Togolese hatte sie mitgebracht, um einen Spieler zu unterstützen. Um den Spieler im Spiel zu stärken, kaute der Togolese Guineapfeffer, spuckte ihn auf den Bocio, goss etwas Schnaps drüber und entzündete die Zigarette.“ Die Ketten und Schlösser an der Seite dienten dazu, die Gegner des Spielers zu fesseln, die Pfeife sollte den Schiedsrichter dazu bringen, auch ja richtig zu pfeifen. Leider nützte es nichts, nur einen einzelnen von 22 Spielern zu verhexen, um die WM zu gewinnen.

Fortsetzung folgt.


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