Die Tage war ich zur Mittagspause bei einem Bäcker nahe meinem Büro. Ich hatte ein nettes Buch dabei (darüber demnächst mehr), holte mir eine Art Sandwich, setzte mich an einen Tisch, auf den die Sonne schien, und las.
Nach vielleicht einer Viertelstunde – ich war etwas im Text versunken – merkte ich, wie am Nachbartisch ein Herr mit silbergrauen Haaren und einem gepflegten kurzen Bart aufstand. Während er sich seinen Schal um den Hals legte, sprach er mich plötzlich an und meinte: „Entschuldigen Sie, aber das muss ich Ihnen jetzt sagen.“
Ich schaute etwas sprachlos auf, weil ich nicht ahnte, was mich erwartete.
„Sie sind eine echte Sensation“, sagte er, „wie Sie hier mitten am helllichten Tag ein Buch lesen.“ Heutzutage, so sprach er weiter, lese ja kaum jemand und wenn, dann maximal die Bildzeitung. Ich solle doch mal in Cafés und Lokalen darauf achten. Dann wiederholte er mit feinsinnigem Grinsen und leuchtenden Augen: „Sie sind wirklich eine Sensation.“
Ich blieb etwas baff, bedankte mich artig ehrlich. Er grinste, knöpfte sich den Mantel zu, ging hinaus, stieg auf sein Rad und fuhr davon.
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