Mein Vater war ein Kneipengänger. Wie jeder gute Potti seiner Zeit frequentierte auch er die klassischen Eckkneipen, die heute nach und nach wegsterben, genau wie ihre Kundschaft. So gesehen war mein Vater ein Trendsetter. Er ging in die Annenschänke bei uns im Haus zum Feiern, Trinken, Kegeln. Er ging zum Haus Steinfort an der Ecke unserer Straße. Er ging 150 Meter weiter ins Repekus. Ein Stück um die Ecke gab es den Pottkieker. Hier gab es in Monaten auf -r immer die typischen Muschelschilder mit dieser 60er-Jahre-Grafik in den Fenstern, genau wie in der Ampütte, die zur anderen Seite vom Repekus kam. Nahe dem Pottkieker lebte eine Zeit lang Stoppok. Oder dessen Bruder. Nebenan wohnte die Familie eines Mädchens, das in meine Schule ging. Später trug sie die hässlichen Ballonmützen von Stoppok auf. Aber als sie noch kleiner war, da traf mein Vater sich schon mal gern mit ihrem Vater im Haus Steinfort. Danach blödelte er herum, er hätte mit meinem zukünftigen Schwiegervater ein Bierchen getrunken. Irgendwann kam ich empört von der Grundschule nach Hause und erklärte: Cordula werde ich nicht heiraten! Die hat sich heute in die Hose gemacht!
Es ist eine bittere Ironie, dass ich mich viele Jahre später unglücklich in eine Frau verliebte, die Cordula sehr ähnlich sah.
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