Das Schöne an Sprache ist unter vielem, dass selbst „eine“ Sprache etliche Untersprachen enthält. Darunter Dialekte, Sprachen für Eingeweihte oder Berufssprachen. Damit lässt sich viel Schabernack treiben.
Das Schöne am Künstlerischen besteht unter anderem daraus, sich selbst einen gewissen Rahmen zu setzen, der für eine Aufgabe nicht überschritten werden darf. Das kann in der bildenden Kunst die Selbstbeschränkung auf Material, Größe oder Form sein. Ein aktuelles Beispiel sind Tweets: Jeder wirklich gute Tweet ist solch eine Selbstbeschränkung in der Größe. Selbstbeschränkungen in Form und Material gehen oft Hand in Hand.
Arno Schmidt hat beispielsweise in Kaff – auch Mare Crisium wunderbar das Nibelungenlied als Binnenerzählung in die Zeit des zweiten Weltkriegs tradiert. Ich selbst habe mir vor Jahren die Freude erlaubt, das Hildebrandslied in den Wilden Westen zu verlegen (ich war selbst überrascht, wie gut es da passte – die geschilderten Personen und Eckdaten wie ihre Teilnahme an den genannten Schießereien und dem Chisholm-Trail sind keineswegs ausgedacht, sondern historisch verbürgt!).
Was eine Einleitung!
Norbert Golluch war so frei – passend zur anbrechenden Saison –, sich in vergleichbarer Weise der Weihnachtsgeschichte anzunehmen und sie gleich in acht Versionen zu erzählen. Es finden sich gerappte, genachrichtensprochene oder Marketing-Fassungen einer Geschichte, die im hiesigen Kulturkreis auch dem größten Atheisten minnigstens grob bekannt sein dürfte. Besonders fein ist meines Dafürhaltens die amtsdeutsche Geschichte geraten, bei der man eine Ahnung bekommt, wie die christliche Religion wohl bereits im Anfang verhindert worden wäre, hätten dieselben Beamten vor 2000 Jahren bereits gedient.
Doch zurück zum Buch. Es ist als Kindle-Ausgabe in einem großen Online-Versandhaus erhältlich. Und wer mault, dass es mit ca. 19 Seiten nicht sooo viele Seiten hat, sei daran erinnert, dass die Originalweihnachtsgeschichte™® ja nun auch nicht gerade durch epische Breite glänzt. Zumal der Preis der Golluch-Fassungen wohl nur durch eine Gideon-Bibel zu toppen ist.
Ernsthaft. Wer aus welchen Gründen auch immer mit einem familiären Handicap geschlagen ist (Kinder, Hamster, Beamte) und die Geschichte braucht, kann hiermit für Abwechslung sorgen. Und wer wie ich froh ist, mit dem ganzen Brimborium nichts am Hut zu haben, kann sich für sich amüsieren.
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