Zweites Semester Skandinavistik, Thema: Barockdichtung. Das war ein Volltreffer. Denn die Pseudo-Germanisten vom Schlage „Ich sprech ja Deutsch. Also kann ich Germanistik studieren.“ blieben der Vorlesung fern, ein Großteil der Skandinavisten auch. Deshalb saßen wir am Ende zu dritt in einem der großen Hörsäle der RUB und lauschten Professor Baumgartner.
Schon damals war mir klar: Hier kriegst du gerade was Dolles geboten. Und das sage ich heute noch. Baumgartner lieferte uns einen furiosen Rundritt durch bizarre, amplifizierte Texte, gespickt mit Oxymora und sonstigen Stilfiguren. Mindestens einmal unterhielt der Fachschaftschor mit zeitgenössischen Liedern (damals hab ich übrigens zum ersten Mal „den Amerikaner“ gesehen, wie der beim Chor als Dirigent fungierende Ph.D. Taylor damals auf den Gängen ehrfürchtig genannt wurde und mit dem ich heute noch befreundet bin, wenn wir uns leider auch viel zu selten sehen – dir einen lieben Gruß an dieser Stelle, wenn du das hier liest!).
Besonders interessant war unter anderem das Hexaemeron von Anders Christensen Arrebo.
Und ziemlich genau in dieser Zeit hörten viele Freunde von mir die Band Paradise Lost. Ich bekam natürlich mit: Hey, das ist doch ein Gedicht von diesem Engländer, wie heißt er noch, Milton. Und ich dachte bei mir: Hey, wo du dich doch sowieso gerade in dieser Zeit herumtreibst, warum liest du da nicht das Gedicht, nach dem sich diese langweilige Band benannt hat? (Mir gefiel die Band damals nicht und heute auch nicht.)
Tja. Und heute bin ich froh, dass ich das Buch damals gelesen habe. Mit Betonung auf damals. Denn heute würde ich das sicher nicht zu Ende lesen. Glaub ich jedenfalls. Klar, es war literaturhistorisch interessant. Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass es heute bessere und wichtigere Bücher gibt, in die ich meine Restlebenszeit investieren sollte. Aber gut, irgendwann lese ich vielleicht doch noch die göttliche Komödie. Wer weiß.
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