Emile Zola, Germinal

Ich bin mir nicht darüber im Klaren, ob man als Potti einen besonderen Draht zu einem Buch hat, das sich dermaßen mit der Geschichte im Pütt beschäftigt, selbst wenn es ein anderwärtiger Pütt ist. Aber wer eben mit Fördertürmen aufgewachsen ist – selbst wenn sie längst stillgelegt waren wie in meinem Umfeld – versteht die Sprache, die Bedrohung, die Ängste und den Druck doch eher als ein bayrischer Almhirte.

Ich denke aber, dass es nicht allein daran liegt, dass mir das Buch über die unmenschlichen Umstände des Bergbaus im 19. Jahrhundert so gut gefällt. Bei Zola kommt hinzu, dass es äußerst gut recherchiert ist und darüber hinaus spannend geschrieben.

Es gehört zum sozialen Kanon der Bücher Europas, die gesellschaftlich Interessierte unbedingt kennen sollten.

Nebenbei: Wer eher kurze Bücher bevorzugt, dem kann die Verfilmung mit Gérard Depardieu empfohlen werden. Sie vereinfacht zwar Kleinigkeiten, stellt das Buch aber sehr gut dar. Eigentlich krankt sie lediglich an dem Detail, dass der angeblich seit Wochen nur von Kohlsuppe lebende Bergmann Depardieu im Zuber mit einem Wanst badet, der an Moby Dick erinnert – ganz sicher jedoch nicht an einen darbenden Bergmann.


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Kommentare

11 Antworten zu „Emile Zola, Germinal“

  1. Avatar von Schrecke
    Schrecke

    Hast DU alle 20 Bände gelesen? Ich hab da nur vereinzelt rausgegriffen …

    1. Avatar von doctotte

      Eine kleine Korrektur: Die Geschichte der Rougon-Macquart hat 20 Bände. Germinal ist einer davon.

      1. Avatar von Schrecke
        Schrecke

        eija … DAS weiß und meinte ich doch … also AUßER Germinal … hast du außer Germinal noch die anderen 19 gelesen? … Das Werk kenn ich noch und naja Nana

        1. Avatar von doctotte

          Damit hast Du es praktisch beantwortet, denn schau mal hier ganz unten. 😉

  2. Avatar von Corinna

    Bin weit weg vom Pott aufgewachsen, habe Germinal aber bestimmt als 14jährige schon zum ersten Mal gelesen. Ich war bestürzt, erschüttert, fasziniert und ich glaube, ich habe auch ziemlich geweint… Ich sollte es mal wieder lesen.

    1. Avatar von doctotte

      Ui, da erhebe ich mich aber mal vor Hochachtung von meinem Platz. Mit 14 hätte ich mit dem Buch deutlich weniger anfangen können. Damals hab ich eher Jack London und Bücher guter Filme gelesen.

  3. Avatar von Marie
    Marie

    ja, Kumpel ist eine ganz besondere Spezies

  4. Avatar von Minna Krikelkrakel
    Minna Krikelkrakel

    Obwohl ich erlebt habe wie mein eigener Opa mit Mitte Fünfzig qualvoll an Silikose erstickt ist, ist für mich das Verhalten der ehemaligen Bergleute nachvollziehbar. Sie waren ‚vor Ort‘ mehr als andere Arbeiter sehr auf sich angewiesen und voneinander abhängig. Wenn einer einen Fehler beging, konnte dies für alle tödlich ausgehen. So etwas schweißt zusammen. Vielleicht liegt es auch daran, dass auch im Privatbereich niemand nachvollziehen konnte, was diese Arbeit Untertage so alles mit sich brachte. So teilten die ‚Kumpel‘ eben Privat- und Arbeitsleben gleichermaßen. Auch politisch zogen sie an einem ‚Strang‘. So wie ich es kennengelernt habe unterschieden sie auch nicht zwischen Deutschen und ‚Ausländern’….Kumpel war eben Kumpel 😉

    1. Avatar von doctotte

      Eben, man kann und muss sich aufeinander verlassen können. Das zeichnet eben den wahren Kumpel aus – nicht nur im Pütt. 😉

  5. Avatar von Marie
    Marie

    es gibt Bergleute, die den Bergbau verherrlichen als den schönsten Beruf der Welt, hier im Saarland besonders, obwohl die Bergmänner doch einen sehr schweren Beruf hatten und immer nur im Dreck herumgewühlt haben, verherrlichen sie ihre Tätigeit. Auch diejenigen, die schon jahrelang in Rente sind und eine relativ gute Rente haben, rennen herum in Grubenuniformen, schreiben in Todesanzeigen, wenn einer von ihnen Stirbt „Glückauf zur letzten Seilfahrt“ was meinst du dazu ?

    1. Avatar von doctotte

      Nun ja, die Arbeit im Pütt ist natürlich eine Extremsituation, in jeder Hinsicht. Und sowas schweißt zusammen, lässt eine besondere Art Stolz entstehen. Es ist vermutlich vergleichbar mit U-Boot-Fahrern oder Astronauten.
      Interessant ist, dass diese Art Stolz auch übertragbar ist und sich in der Region niederschlagen kann. Obwohl ich beispielsweise seit wenigstens drei Generationen keinen Bergmann (jedenfalls nicht beruflich) in der Familie habe, weiß ich doch überraschend gut, was diese Maloche für meine Heimat bedeutet(e).

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