Als ich dieses Buch auf einem Grabbeltisch im Antiquariat entdeckt hatte, dachte ich zunächst, es handle sich um ein Serienmörderbuch. Erst bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, dass hier eine ganz andere Geschichte erzählt wird. Nämlich die Geschichte davon, was für krasse altertümliche Vorurteile über Juden auch im deutschen Kaiserreich noch verbreitet und mit ihren schrecklichen Folgen ausgelebt wurden. Und damit meine ich keine bescheuerten Vorurteile wie Hakennase, sondern lebensbedrohliche wie „Juden fressen kleine Kinder“. Denn genau um solchen ausgedachten Schwachsinn geht es hier.
Kurz zur Geschichte: In Konitz werden Teile der Leiche eines 18-Jährigen entdeckt, ausgeblutet. Sofort schreit der Mob „RITUALMORD!“ und macht einen jüdischen Schlachter als Täter aus. Es folgt ein antisemitisch gefärbter Aufstand, der die Polizeiarbeit nur erschwert. Schließlich weisen die Ermittlungen in andere Richtungen, führen aber zu keinem befriedigenden Ergebnis.
Eine sehr gut recherchierte historische Arbeit, deren Lektüre spannend ist, weil sich hier im Kleinen abzeichnet, was keine 40 Jahre später Staatsräson wird.
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