Der Titel mag heute politisch nicht korrekt klingen, aber ich halte mich für aufgeklärt genug, um zu wissen, wie man damit literatur- und sprachhistorisch umgehen kann. (Zu meiner persönlichen Haltung Schwarzen gegenüber am Ende dieses Textes.) Philippe Soupault lernte ich kennen, als ich mich mit Lautréamont beschäftigte. War er doch maßgeblich an der Wiederentdeckung dieses französischen Ausnahmetalents beteiligt und seiner Frau verdanke ich sogar die Übersetzung der Texte, die ich auf Französisch sicher nicht verstanden hätte.
Man kann sich daher vorstellen, wie erfreut ich war, als ich dieses Bändchen in einem Antiquariat entdeckte, kaufte und sogleich, also ein paar Jahre später, las.
Soupault erzählt in diesem Kurzroman von einem Schwarzen, der dank allerlei Tätigkeiten durch Europa zieht. Es erinnert im Ansatz an die Inspiration, die schon die Expressionisten aus der Kunst Afrikas schöpften, geht aber praktisch darüber hinaus, weil der Schwarze bei Soupault eigentlich einen Schritt weiter ist: Er ist nicht einfach nur Objekt, sondern handelt selbst. Und ich meine, auch daraus gewinnt der Roman seine Stärke.
So, jetzt kurz zu Schwarzen: Es dürften nur wenige Menschen wissen, aber ich verbinde mit Schwarzen seit frühester Kindheit nur Positives. Ich erinnere mich trübe daran, wie ich als Kind im Supermarkt zwei Schwarze gesehen habe und völlig begeistert war. Denn bis dahin kannte ich Schwarze nur aus den (amerikanischen) Beiträgen der Sesamstraße und hielt sie für ein ausländisches Faszinosum. Überhaupt standen Schwarze in meiner kleinkindlichen Welt für „Ausland“, „Exotentum“ und „hochinteressant“. Als ich nämlich zum ersten Mal bewusst mit der Familie in die Niederlande fuhr, beschwerte ich mich hinter der Grenze, dass wir ja ganz bestimmt noch nicht im Ausland seien, denn die Leute seien hier ja gar nicht dunkelhäutig!
(Mit diesem Hintergrund kann man sich also vorstellen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, drei Jahre lang mit einer Kollegin zusammenarbeiten zu dürfen, deren farbige Mutter aus Jamaica kommt. Leider hat diese Kollegin uns gerade verlassen. Das kann ich zwar beruflich verstehen, ich freue mich daher auch für sie und drücke ihr die Daumen, dass es mit ihrer eigenen Firma klappt. Persönlich finde ich es aber dennoch schade, sie nicht mehr täglich zu sehen und nun auch keine Einblicke mehr in eine Welt aus Ginger Beer, Ackee und Jerk Food zu bekommen. Aber das nur nebenbei.)
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