Ich habe zwar bereits einen Jung angesprochen, möchte aber heute nachholen, etwas allgemeiner über ihn zu sprechen. Wer sich mit professionellen Schreibern darüber austauscht, wer einen guten Schreibstil hat, wird über kurz oder lang nicht bei bei Romanciers stehenbleiben. Auch auf anderen Feldern gibt es da manches zu entdecken. Dazu gehört der Journalismus, aber dazu gehört auch die Wissenschaft. Und ein Wissenschaftler, dem man einen guten Stil zusprechen kann, ist auf jeden Fall Carl Gustav Jung. Ich mag seine Schreibe. Sein Stil ist angenehm zu lesen, gut verständlich auch für den Laien. Es macht Spaß, sich mit seinen Werken zu beschäftigen. Nun räume ich gern ein, dass beim Spaß ein grundsätzliches Interesse am Wirken der menschlichen Psyche nicht schaden kann.
An dieser Stelle finde ich den Titel des vorliegenden Buchs etwas irreführend. Gut, zumeist lässt sich die Psyche in das Bewusste und Unbewusste gliedern. Aber der Inhalt dieses kleinen Taschenbüchleins beschäftigt sich doch mehr mit sehr speziellen Ideen Jungs. Da ist zunächst das – wie er es genannt hat – kollektive Unbewusste. Hier sieht er eine Art Gruppenunbewusstsein, das sich in bestimmten Figuren niederschlägt, die Jung als Archetypen bezeichnete. Das klingt zuweilen etwas seltsam, gerade wenn man so weit geht, die Götter einzelner Völker als Archetypen zu betrachten. Bricht man es allerdings auf eine grobe Stufe hinunter, wird die Betrachtung deutlicher und es erscheinen Grundfiguren, die auf der ganzen Welt in Träumen und Erzählungen und Märchen wiederkehren.
Von diesem Thema ausgehend wird im Buch ferner die Figur „Geist“ im Märchen behandelt, zuletzt befasst Jung sich mit der Psychologie der östlichen Meditation. Fernöstliche Kulturen hatten es ihm besonders angetan. Das lag unter anderem daran, dass sie sich im Gegensatz zu den europäisch-mediterranen Kulturen weniger mit der Außenschau befassen, sondern mehr nach innen blicken. Auch verhalfen ihm die Kulturen mit ihren wichtigsten Grundelementen zur Entwicklung seiner Lehre, die im Gegensatz zu Freud den ewigen Dualismus herausarbeitet. Platt gesagt: Jung hat das Yin und Yang auf die westliche Psychologie übertragen und modern weiterentwickelt.
Ich kann jetzt nicht sagen, ob diese Sichtweisen auch etwas damit zu tun haben, dass ich mit Jung mehr anfangen kann als mit Freud. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass mir Jungs Lehren näherstehen. Sie sind im Aufbau schlüssiger und auch ihre Anwendung halte ich für wirkungsvoller als bei Freud. Wenn ich dann noch daran denke, dass auch der hochverehrte Philip K. Dick den Psychologen Jung sehr schätzte – nun, was soll ich da noch sagen?
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