Knut Hamsun, Mysterien

Hamsun war in seinem Leben so manches. Ganz besonders war er aber jemand, der aus der Menge herausstechen wollte, der Nein sagte, wenn andere Ja sagten (und Ja, wenn andere Nein sagten). Es gibt zwei Bücher, in denen diese Haltung besonders deutlich herausgearbeitet ist. Das ist „Auf überwachsenen Pfaden“ und „Mysterien“. Dabei ist Mysterien fraglos krasser, auch wenn es ein reiner Roman ist – anders als die Pfade, die autobiographische Wurzeln haben.

Mysterien ist ein fabelhafter Text, der sich aus kleinen und großen Betrügereien speist, die eigentlich keinem echten Zweck dienen. Besonders hübsch zwei Details: Die Hauptfigur schickt sich selbst zu seinem künftigen Hotel ein Telegramm mit dem Inhalt, dass jeder im Kaff wissen muss, dass sie reich ist. Das erwekt natürlich sofort großes Aufsehen, dank dessen die Figur in die besten Kreise eingeführt wird. Hier findet sich die Figur auf einer Party ein, in deren Verlauf es um eine Rechnung geht. Andere Figuren kommen zur korrekten Lösung, die die Hauptfigur lautstark anzweifelt, obwohl sie selbst weiß, dass das Ergebnis stimmt. Es geht ihr allein um den Effekt, durch Widerspruch aufzufallen. (Eine sehr vergleichbare Szene findet sich dann später im genannten „Auf überwachsenen Pfaden“.)

Doch diese Widerworte um den Effekt sind nur ein Element, das immer wieder Spannung in den Roman bringt. Andere Elemente sind Liebe, versuchter Freitod und vertrackte Beziehungskisten. Alles in allem halte ich es für das gelungenste Buch Hamsuns.


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