Ich sag es gleich, ich bin befangen: Dieses Buch ist mein Abgott. Aber erst möchte ich ausholen. Jeder kennt die klassische Frage: Welches Buch würdest Du mit auf eine einsame Insel nehmen? Ich hatte mich durch kluge Überlegungen früh gewappnet und hätte jahrelang gesagt: „Die Bibel.“ Das aber nicht etwa, weil ich gläubig bin (ganz im Gegenteil, wie wir noch feststellen werden) oder da irgendwelchen Trost suchen wollte, sondern aus einem praktischen Grund: Wenn man nicht weiß, wie lange man womöglich festsitzt, so dachte ich, sei es besonders praktisch, sich einen dicken Schinken mitzunehmen, in dem von Erzählungen über Lieder bis hin zu Gedichten alle Textgattungen vorkommen und dermaßen zahlreiche Geschichten, dass man lange etwas zu lesen hätte, ohne dass einem der Inhalt als solcher langweilig würde (im Gegensatz zur Schreibe, aber das nur nebenbei).
Wer kann da nachvollziehen, wie selig ich war, als ich Montaignes Essais entdeckte? Dieses unerschöpfliche Werk eines Skeptikers hoch zehn? Eines Mannes, der sich „nur“ versuchte, aber dennoch Überlegungen höchster Qualität schriftlich fixierte? Ja, ich liebe dieses Buch und ich würde es definitiv auf die berühmte Insel mitnehmen. Es enthält genau die Abwechslung und die richtige Portion schlaue Gedanken, die man braucht, um nicht irre zu werden. Und ich bin stolz, dass ein nicht unwesentlicher Teil meines Namens mit einem Teil seines Namens übereinstimmt.
Kurz: Wer Kluges lesen möchte, ist bei Montaigne immer gut aufgehoben. Es ist und bleibt die Basis allen klugen Handelns.
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