Eine späte, aber dennoch eine Entdeckung für mich. Nebenbei eine Entdeckung, die für sich genommen schon eine kleine Geschichte ist.
Ich hasse dümmliche Werbetexte. Insbesondere den Schrott, den Herr Tolkemitt seit Jahren fürs Merkheft produziert oder produzieren lässt. Ich kriege zu viel, wenn ich zum 95. Mal einen Satz lesen muss wie „so hätte XY geschrieben, wenn er nicht bescheuert gewesen wäre“. Der Satz ist einmal (in Ziffern 1x) auf Flann O’Brien und James Joyce angewandt worden und wird nicht dadurch besser, dass man ihn ständig aufwärmt und James Joyce durch Arno Schmidt ersetzt. Genau dieser Satz kam aber im Merkheft jahrelang bei Frank Schulz vor. Warum, weiß ich nicht. Denn wer ihn so fabriziert hat, ist definitiv noch bescheuerter, vor allem aber langweiliger und unkreativer als Angela Merkel. Das hierzu.
Mit so einem Sätzchen also („So hätte Arno Schmidt geschrieben, wenn er nicht bescheuert gewesen wäre“) wurde mir jahrelang Frank Schulz vergrault. Mit vergleichbaren dümmlichen Werbesätzchen zu Herrn Kapielski erging es mir ähnlich (siehe hier). Letzteren hatte ich aber dank einer Freundin glücklich für mich entdeckt, sodass ich mich königlich amüsieren konnte. Nur prasselte neulich wieder eins dieser unsäglichen Merkheftchen ins Haus. Bilde ich es mir eigentlich ein oder werden das wirklich immer mehr? Egal.
In diesem Merkheftchen stand nun angepriesen: Schulz, Hagener Trilogie zum vertretbaren Preis. Meinereiner, offensichtlich schwer übermüdet, verwechselte angesichts der ähnlich dümmlichen Anpreisung Schulz mit Kapielski. Ich freute mich also und bestellte die Trilogie. Tage später trudelt das Paket ein, ich freu mich noch mehr, pack es aus, schau auf die Bücher und – da fällt der Groschen: Schulz ist nicht Kapielski. Und umgekehrt.
Ich ärgerte mich etwas. Über meine Unaufmerksamkeit, über die ewig bescheuerten scheiß Zweitausendeinstexchen. Trotzdem beschloss ich: Okay, du guckst jetzt zumindest mal rein. Und las Kolks blonde Bräute. Und amüsierte mich. Nicht so wie bei Kapielski, der ist ganz anders, ich amüsierte mich aber eben auch.
Schulz schafft im Kolk vor allem eins: Er stellt wunderbar die Hamburger Trinkerszene dar, umschreibt vorzüglich die niederdeutschen Dialekte und kann eins: Witze erzählen. Und zwar so, wie sie an der Theke erzählt gehören. (Das beweist er auch in den Folgebüchern, dazu die kommenden Tage mehr.)
Wer also gern eine Stange Bier abbeißt, die Gepflogenheiten in Hamburg und in Kneipen kennt – der wird an diesem Buch viel Spaß haben. Zumal die Sprache auf einem angenehm hohen Niveau ist. Nicht zu abgehoben, aber dennoch so, dass man merkt, der Mann kann Deutsch.
Schreibe einen Kommentar