Seit zig Jahren hatte ich das Gilgamesh-Epos auf meiner ewigen Leseliste. Es war zugegebenerweise immer tiefer gerutscht, bis ich neulich durch einen dummen Zufall darauf gestoßen wurde. Also beschloss ich, jetzt sei die Zeit, das Langverschobene nachzuholen und mehr über die Wurzeln auch aller europäischen Schriftkultur zu erfahren. Zum Glück ist der Heilige Raoul Schrott zu uns Menschen auf die Erde herniedergefahren, um uns mit wundervollen Texten, Übersetzungen, Übertragungen und Nachdichtungen zu beglücken. So auch im Fall Gilgamesh.
Unter Hinzuziehung diverser Fachgelehrter sammelte, begutachtete und verband der Komparatist Schrott bekannte Fragmente über das Epos zusammen und schuf daraus das, was man nicht anders als die wunderbar heutige Form des Gilgamesh nennen kann. (Zusätzlich finden sich Vorworte und Nachworte rund um das Thema Mesopotamien, denen man schlimmstenfalls ankreiden kann, dass die Fachleute nicht über ihren Tellerrand gucken. Aber das ist ja nun wirklich nichts Neues auf der Welt.)
Die Geschichte von Gilgamesh ist wirklich toll, sowohl der Inhalt als auch die Darstellung durch Schrott. Ich bin dem Österreicher wirklich einmal mehr dankbar für eine Reihe schöner Momente in meinem Leben!
PS: Im Zuge der Beschäftigung bin ich auch noch einmal über die gewagten Thesen Schrotts gestolpert, nach denen Homer womöglich aus Mesopotamien stammt, zumindest aber die dortigen Epen kannte. Nach den höchstvergnüglichen Stunden im literarischen Mesopotamien werde ich mir sicher bald auch Schrotts Neuübersetzung der Ilias zu Gemüte führen. Und ja, nach meiner früheren Lektüre der Voss’schen Fassung sind meine Erwartungen an das, was Schrott daraus gemacht hat, sehr hoch gesteckt.
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